Väterlicherseits möchte ich eine Fotografie als Grundlage benützen,
um einige Gedanken dieses Mediums zu hinterfragen.
Es ist ein Familienbild, das über 70 Jahre alt ist. Man sollte sich
mal überlegen, was in dieser langen Zeit auf diesem Gebiet so alles
passiert ist. Wieso diese Aufnahme für mich geradezu sensationell in
ihrer Art ist, möchte ich näher erläutern.
Meine Recherchen sind sicher lückenhaft, aber doch genügend, um als
Fotograf und Familienmitglied eine kompetente Beurteilung
vorzunehmen.
Gedanken
zur Gruppen-Porträt-Fotografie
Ein gutes
Familien-Bild erkennt man an seiner Fähigkeit, von der
Persönlichkeit der Abgebildeten zu erzählen. Das Bewusstsein, dass
die Mitglieder fotografiert werden, ist genauso Bestandteil der
Fotografie, wie das, was sie tragen (ihre Kleidung) oder wie sie
aussehen. Man muss den Blick auf das Ganze richten:
Also ist
echteste Regiearbeit gefragt. Auch sollte man die Vorstellungen des
Auftraggebers kennen und an Ort Abklärungen treffen und nicht
zuletzt, wie bei unserem Beispiel, bei Aufnahmen im Freien das
„natürliche“ Licht feststellen.
Fazit:
gedankliche und schöpferische Vorarbeit des Fotografen ist
notwendig.
Mit der sichtbaren Disziplin der Beteiligten sind die
Voraussetzungen optimal.
Uebrigens,
die technische Verarbeitung muss man nicht diskutieren, die ist so
oder so hervorragend: Mit Grosskamera aufgenommen, Feinkörnigkeit
und Lichtführung sind perfekt, und das, wie gesagt, vor mehr als 70
Jahren.
Es wurde
einmal geschrieben, und das trifft für den mir leider nicht
bekannten Fotografen unseres Gruppen-Bild Beispiels zu:
„Wer die Herausforderung namens Fotografie annimmt und ihr gerecht
wird, der schafft Bilder, die typisch für ihn sind. Es sind seine
Bilder, seine eigenen, unverwechselbaren Abbilder seiner
Wirklichkeit.“
Unser
Beispiel hat natürlich zuguterletzt auch noch einen
sozial-politischen Hintergrund, dessen Beurteilung ich jedem
einzelnen überlassen möchte.
Dieser
Familien-Treff war ein Ereignis für die Nachwelt bestimmt. Nicht,
dass zufällig eine Hochzeit oder ein sonstiges Fest stattfand. Nein,
es war nur für das Gruppenbild, auf das sich jedes Familienmitglied
vorbereitete und sich möglichst gestylt und vorteilhaft ablichten
lassen wollte. Ja, es ist fast ein bisschen Konkurrenz innerhalb der
Familie spürbar. Jeder, jede wollte seine eigene Persönlichkeit ins
richtige Licht stellen.
Heute ist
es schwierig geworden, die Bereitschaft zu finden – und dies nicht
nur bei jüngeren Leuten – zu einem würdigen, festlichen Anlass mit
seinem eigenen Auftritt etwas beizutragen. Bei diesem Beispiel
gelang es perfekt. Der Fotograf war mit Sicherheit höchst zufrieden
mit seiner Arbeit, obwohl er das Resultat, nicht so wie heute, mit
Digital oder Polaroid abrufen konnte. - Nun, die Aufnahme war im
Kasten, der Familien-Treff in vollem Gange..
Das waren
noch Zeiten....! |